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Jan Štursa

Jan Štursa, einer der Gründer der tschechischen modernen Bildhauerei, wurde am 15. Mai 1880 in Neustadtl in Mähren (Nové Město na Moravě) geboren. Er erlernte den Beruf Steinmetz und Steinbildhauer an der Schule in Hořice. Hier erwarb er gute handwerkliche Grundfertigkeiten und ein Gefühl für den Stein, der zusammen mit der Bronze zum Grundwerkstoff seines Schaffens geworden sind. Er schloss sein Studium an der Schule in Hořice im Jahre 1898 mit sehr gutem Erfolg ab und kurz darauf reiste nach Deutschland aus, um dort seine Praxis auszuüben. Im Jahr 1899 wurde er an der Akademie der Bildenden Künste in Prag zum Studium bei Professor J. V. Myslbek angenommen.

Schon seine Frühwerke an der Akademie und sein Mädchenakt Beim Bade (1903) wiesen sein bedeutendes Talent nach. Prof. Myslbek wurde dadurch soweit gefesselt, dass er das Akt aus Bronze gießen und im Rektoratsgebäude der Akademie der Bildenden Künste (AVU) ausstellen ließ. Im Jahr 1904 gewann Štursa ein Stipendium für dreimonatige Reise nach Deutschland, Frankreich, England, in die Schweiz und in die Niederlande. Von dieser Reise sind Skizzen, die die Bedeutung der Zeichnung für sein bildhauerisches Schaffen belegen, erhalten geblieben.

Nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums an der Akademie der Bildenden Künste m Jahr 1904 war er schöpferisch tätig in seinem Atelier Na Maninách, wo er unter dem Einfluss von Symbolismus und Jugendstil strebte, die innere Welt des Menschen festzuhalten (Das Leben entströmt, 1904, Die Pubertät, 1905, Das melancholische Mädchen, 1906). In diesem Zeitraum entstand auch die Plastik für den Neustadtl Brunnen, Das Berglied (1905), die nach den Worten des Autors “zum Gedenken der stets flüchtenden Eigenart und der Bräuche der Landschaft” dienen sollte.

Seit 1908 bis zum Aufbruch des Ersten Weltkriegs war er an der Akademie als Myslbeks Assistent tätig. Zurzeit fokussierte er auf die sinnliche Darstellung der üppigen Form des reifen Frauenkörpers (Eva, 1908, Eva sitzend, 1908 – 1909, Sulamit Rahu, 1910, Beim Baden, 1910). Zu seinen außerordentlichen Umsetzungen dieser Zeit gehören zwei Statuengruppen für die Prager Hlávka-Brücke: Humanität und Arbeit (1912 – 1913). Auf der Ausstellung ist auch seine einzigartige Studie zum Autoporträt (1912) für die Statuengruppe Arbeit zu sehen. 

Während des Ersten Weltkriegs diente Štursa beim 81. Regiment in Iglau und darauf an der Front bei Halič, bevor er vom Militärdienst dank der Bestellung zum Professor an der Akademie im Jahr 1916 befreit wurde. Anfangs führte er die Medailleurschule, im Jahr 1919 wurde er zum Myslbeks Nachfolger und im Jahr 1922 zum Rektor der der Akademie der Bildenden Künste bestellt. Er bekleidete dieses Amt bis zum Jahr 1924. Mit erschütternden Erlebnissen an der Front setzte er sich durch seine Werke wie z.B. Das Gefallenendenkmal (1918) oder Der Verletzte (1921) auseinander. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich überwiegend den Porträtbüsten. Bekannt sind folgende Porträts: Max Švabinský (1918), Hana Kvapilová (1918), T.G. Masaryk (1920 bis 1921), Alois Jirásek (1921), Leoš Janáček (1924), Božena Němcová (1924) und Bedřich Smetana (1924). In der Nachkriegszeit entstand auch ein bedeutendes Werk Die Gabe des Himmels und der Erde (1921), das für Štursa seine Befreiung von der Qual der Kriegserinnerungen darstellte.

Am 28. April 1925, kurz nach feierlicher Enthüllung der Statue Die Gabe des Himmels und der Erde in der Modernen Galerie in Prager Stromovka, beendete Štursa freiwillig sein Leben. Er wurde auf dem Friedhof auf dem Prager Vyšehrad bestattet.

Jan Štursa war nicht nur ein hervorragender Künstler, sondern auch ein wichtiger Pädagoge. An der Akademie der Bildenden Künste in Prag erzog er eine ganze Generation von Bildhauern, die als Sturz-Schule bezeichnet wird.

Jan Štursas Werke befinden sich in Neustadt in Mähren unter freiem Himmel:

František Palacký (1902) – am Palacký-Platz

Das Berglied (1905) – am Brunnen auf dem Palacký-Platz, das Original ist in der Eingangshalle des Horácké Museums gestellt

Das Relief Salvator Mundi (1905) – oberhalb des ursprünglichen Apothekeneingang am Vratislav-Platz Konskriptionen.: 119

Die Pieta (1915 – 1916) – auf dem katholischen Friedhof, Grabmal der Štursa-Familie und des Rechtsanwalts Dr. L. Fiala

Das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs / laut Entwurf der Statuengruppe Das Begräbnis in den Karpaten (1918) – in der Parkanlage auf dem Vratislav-Platz

Die Büste von T. G. Masaryk (1920-21) – vor der Grundschule am Vratislav-Platz

Der Verletzte (1921) – vor seinem Geburtshaus am Vratislav-Platz Konskriptionsnr.: 122